Riechst du den verführerischen Duft von Lebkuchen? Wird dir beim Anblick des erleuchtenden Christbaumes warm ums Herz? Weihnachten steht vor der Tür!
Kerzenlichter am Christbaum spiegeln sich in glänzenden Kinderaugen. Der Duft von immergrünen Zweigen holt beim Singen der Weihnachtslieder wohlige Erinnerungen an früher zurück. Die Geschenke werden unter dem Baum herausgeholt und ausgepackt. Nach der Bescherung wird das Weihnachtsessen oder mit Liebe gemachte Kekssorten aufgetischt. Mit dem Begriff Weihnachten sind für viele Menschen persönliche Rituale, Vorstellungen und Kindheitserinnerungen verbunden.
Von den Traditionen und Festen, die sich bis zum heutigen Tag erhalten haben, ist Weihnachten das Berühmteste. Die Ursprünge seiner vielfältigen Bedeutungen und Eigentümlichkeiten sind hingegen weitläufig unbekannt. Weihnachten blieb lange ein fröhliches, ausgelassenes Fest, das im Freien in großer Gemeinschaft gefeiert wurde. Der Rückzug in den familiären Kreis und die Umwandlung zur „Stillen Nacht“ erfolgte erst in den vergangen 250 Jahren.
Weihnachten als besinnliches Familienfest
Werfen wir einen Blick auf diese Zeit. Berichte belegen, dass Weihnachtsfeiern als besinnliches Familienfest mit dem Christkind und seinem Christbaum, erst im Biedermeier (1815 – 1848) entstanden. Zuvor brachte Sankt Nikolaus die, nicht so zahlreichen, Geschenke. Die Erwachsenen vertrieben sich die Zeit bis zur Christmette mit Orakeln, Kartenspiel und in den Gasthäusern.
Im Laufe der Zeit wurde Weihnachten zusammen mit dem zur Großfamilie zählenden Gesinde, also den Dienstleuten, begangen. Das sogenannte „Bescherfest“ der Kinder war aber zunächst kein allgemeines Phänomen, sondern noch lange regional und vor allem gesellschaftsspezifisch sehr unterschiedlich. Erst allmählich werden geschmückte Christbäume und der Geschenkbrauch ein üblicher Bestandteile des Festes mit einer Feier.
Um in die nächtliche Mette oder am Christtag in die Kirche zu kommen, mussten in der Dunkelheit manchmal sehr lange Fußwege durch Schnee und großer Kälte zurückgelegt werden, wie es so schön Peter Rosegger in seinem Buch, „als ich die Christagsfreuden holen ging“ beschrieb:
„… den Stecken nahm ich in die rechte Hand, die Laterne mit der frischen Unschlittkerze in die linke, und so ging ich davon, wie ich zu jener Zeit in Wintertagen oft davongegangen war. Der durch wenige Fußgeher ausgetretene Pfad war holperig im tiefen Schnee, und es ist nicht immer leicht, nach den Fußstapfen unserer Vorderen zu wandeln, wenn diese zu lange Beine gehabt haben. Noch nicht dreihundert Schritte war ich gegangen, so lag ich im Schnee, und die Laterne, hingeschleudert, war ausgelöscht. Ichsuchte mich langsam zusammen, und dann schaute ich die wunderschöne Nacht an. Anfangs war sie ganz grausam finster, allmählich hub der Schnee an, weiß zu werden und die Bäume schwarz, und in der Höhe war helles Sternengefunkel. In den Schnee fallen kann man auch ohne Laterne, so stellte ich sie seithin unter einen Strauch, und ohne Licht ging’s nun besser als vorhin …“.
Wie ist das Weihnachtsfest entstanden?
Viele weihnachtliche Traditionen, die in vielen Familien einen festen Platz haben, gehen auf die Entstehungsgeschichte des Weihnachtsfestes zurück. In den ersten zwei Jahrhunderten nach Christi Geburt feierten die Christen die Auferstehung Jesu zu Ostern, sie schenkten dem Tag seiner Geburt vorerst kaum Beachtung. Da nach einer im römischen Reich verbreitete Sitte die Geburtstage aller bedeutenden Männer gefeiert wurden, begannen die Christen auch den Geburtstag von Jesus festlich zu gestalten.
Natürlich war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr festzustellen, an welchem Tag Jesus Christus genau geboren war.
Die Entstehungsgeschichte des Weihnachtsfestes ist im Einzelnen weitgehend ungeklärt. Sicher ist, dass Jesus Christus Geburtstag auf den Tag festgelegt wurde, an dem die Römer das Fest der Wintersonnenwende feierten. Für das Christentum war es weder in Rom noch in den germanischen Regionen einfach, sich gegen die heidnischen Bräuche durchzusetzen. Die Menschen wollten sich ihre Feiern und liebgewonnenen Gewohnheiten nicht nehmen lassen.
So blieb den christlichen Missionaren nichts anderes übrig, als die regionalen Termine beizubehalten und den alten Festen einen neuen Sinn zu geben. In den heute von uns gepflegten Weihnachtsbräuchen vermischen sich römische und germanische Sitten mit verschiedenen aus der christlichen Lehre abgeleiteten Symbolen.
Das deutsche Wort Weihnachten (von altdeutsch ze wihen nahten = in geweihten Nächten) weist zurück auf das germanische Julfest. Das Weihnachtsfest wurde erstmals in Rom begangen, ungefähr im Jahr 325. Mit seiner Botschaft „Christus alleine ist die Sonne und Licht“ diente das Fest vor allem auch zur Siegesfeier des christlichen Glaubens über die heidnischen Götter.
Kein Weihnachten ohne „Stille Nacht, heilige Nacht“
Das weltweit bekannte Weihnachtslied entstand im Jahr 1818 in Oberndorf (Salzburg) und ist heute in 300 Sprachen übersetzt. In der kleine Pfarrei St. Nikolaus war zu dieser Zeit der 26-jährige Hilfspfarrer Joseph Mohr. Als in diesem Jahr kurz vor dem Weihnachtsfest die Kirchenorgel ausfiel, war ihm sofort klar, dass keine Lieder in der Christmette möglich waren, die in dieser Zeit nur in lateinischer Sprache gesungen wurden.
Am Tag vor dem Heiligen Abend fiel Joseph Mohr sein Weihnachtsgedicht ein, welches er zwei Jahren zuvor geschrieben hatte. Die Titel war „Stille Nacht, heilige Nacht“. Mit diesem Text ging er zu Franz Xaver Gruber, der damals in Oberndorf als Lehrer und Organist arbeitete. Er komponierte zu Joseph Mohrs Text die heute weltweite bekannte Melodie. Bei der Christmette 1818 hörten die Gläubigen in der Dorfkirche das erste Mal dieses Weihnachtslied von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber. Die Christmettenbesucher waren begeistert, danach sorgten engagierte Menschen, dass dieses österreichische Weihnachtslied nicht in Vergessenheit geriet und schon um die Jahrhundertwende verbreiteten es schließlich Missionare in allen Kontinenten. Leider musste die Nikolauskirche in Oberndorf im Jahr 1913 abgerissen werden. Jedoch entstand an ihrer Stelle die „Stille-Nacht-Kapelle“, eingeweiht am 15. August 1937, die jedes Jahr tausende Menschen besuchen und Einkehr halten.