Das Buch Almleben – So wie’s früher war beschreibt auf rund 160 Seiten die Zeit, wie es damals auf Östereichs Almen war. In den Zeiten, in denen Wanderer noch mit selbstgemachten Brot mit Butter darauf und Milch wie auch einem Schnapserl bewirtet wurden.
Die, in Bruck an der Mur geborene Autorin Inge Friedl, war auf heimischen Almen in Österreich unterwegs und ließ sich von Sennerinnen, Viehhirten und Almbauern erzählen, wie es früher war. Von den rund 160, mit alten Bildern untermalten Seiten, bekommen LeserInnen einen Eindruck einer leider und scheinbar vergangenen Zeit unserer Kultur.
So schreibt sie beispielsweise in „Ein Tag im Leben einer Sennerin“ über eine Sennerin, die 1943 mit 15 Jahren als erstes Mal auf die Alm gekommen ist. Um zwei in der Nacht musste die junge Sennerin aufstehen und gemeinsam mit dem Hüter zwei Stunden lang 30 Kühe melken. So konnten die Kühe früh genug wieder auf die Weide kommen um zu fressen. Sobald die Sonne da war, sind die Tiere wieder zu Hütte, weil ihnen Ungeziefer keine Ruhe gelassen hatten.
Jeden Tag wurde Butter gerührt, ausgewaschen, ausgedrückt und mit den Händen ausgepresst. Nachmittags wurden die Kühe wieder gemolken, wieder rund zwei Stunden lang.
Warum ist die Butter gelb?
Früher hieß es „der Butter“, nicht „die Butter“, wie wir es heute sagen. Oft wurde auch „der schöne Butter“ gesagt, weil die Butter der Stolz der Sennerin war. Eine schöne Butter hat gelb sein müssen. Die gelbe Farbe bekommt die Butter, wenn die Kuh frisches Gras auf der Weide frisst. Erhält die Kuh Kraftfutter oder Heu, ist die Butter eher weiß.
Wenn der Ende des Sommers sich näherte, nahm auch die Qualität der Weide ab und die Butter wurde dadurch blasser.
Eine schöne Butter war auch glatt, gut ausgearbeitet, sorgfältig geknetet und sauber. Sie wurde auch geformt und verziert.
Fremd und zugleich romantisch liest es sich, wenn die Autorin darüber schreibt, dass Hüter und Sennerinnen einen besonderen Zugang zu den Tieren auf der Alm hatten. So kannten sie die Eigenschaft jeder Kuh und wussten ob eine störrisch, trotzig war und welchen Rand sie in der Herde einnahm. Mit den Tieren wurden gesprochen und diese auch Namen gegeben.
Edelweiß – die erste weltweit geschützte Pflanze
Früher war es ein Zeichen der Kühnheit und Wagemuts eines jungen Mannes, wenn er sich am Berg an schwer erreichbare Felsen wagte um eine Edelweiß zu pflücken. Als Städter mitte des 19. Jahrhunderts auf die Berge strömten, geriet die Planze in Bedrängnis. Der weiße Stern war weltweit die erste Pflanze, die 1886 gesetzlich geschützt wurde.
Über viele Seiten widmet sich „Almleben – So wie es früher war“ den Erzählungen über Juchizen und Juschreiben (Ein akkustisches Ritual zur Begrüßung und Ankündigung sowie beim Abschied. Oft wurden Juschreie oder Juchizer genutzt um sie über weite Entferngen zu verständigen. In Zeiten ohne moderne Kommunikationsmitteln war dies für Almleute auch ein Notrufsignal um Kontakt zu anderen Almhütten herstellen zu können. Wurde der Juchizer beantwortet war alles gut, wurde er es nicht …) und natürlich auch der Liebe auf der Alm.
Das Bild kennt man: Schöne Sennerin auf einer einsamen Almhütte und das Motto „Auf der Alm gibt es keine Sünde“, wenn diese Besuch bekommt … Die Sennerin konnte in den damligen Zeiten auf der Alm oft den engen Zwängen der Gesellschaft im Tal entkommen, auf der Alm war sie die Herrin mit eigener Kammer und eigenem Schlafbereich. Es entstanden Bräuche wie das „Nachpackens“ oder „Bauens“.
Dramen auf der Alm
Nicht nur über heile Welten auf der Alm erzählt das Buch. Die Schattenseite als Resultat von „auf der Alm gibts keine Sünd“, blutender Edelweiß, für Mensch und Tier bedrohliche Unwetter und von Mordfällen wie den „Fladnitzer Mörder“. Geschichten über Wilderer waren nicht nur in Heimatfilmen ein Thema. In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurde oft aus Armut gewildert um die Familien mit Fleisch versorgen zu können.
Wenn der Sommer um ist, kehren die Senner und Sennerinnen wieder von der Alm ins Tal. Und so endet auch das empfehlenswerte Buch von Inge Friedl mit authentischen Rezepten von der Alm. Das Buch „Almleben – So wie es früher war“ ist in jeder Buchhandlung, im styriabooks Online Shop sowie auf Amazon erhältlich.
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