Forscher der JOANNEUM RESEARCH gelang es eine völlig neue Methode zu entwickeln, um die Herkunft des echten steirischen Kernöls mit Sicherheit nachzuweisen. Vor zwei Jahren zeigte eine VKI-Studie noch auf, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Kürbiskernöle sicher nicht aus Österreich stammten. Auch die geschützte geografische Angabe Steirisches Kürbiskernöl konnte nicht mit Sicherheit verifiziert werden.
Damit die Bestimmung der Herkunft zuverlässig ist, sind aussagekräftige chemisch-analytische Beurteilungsmerkmale Grundvoraussetzung. Die passenden statistischen (Klassifikations-)Modelle stellen den Zusammenhang zwischen Beurteilungsmerkmalen und der Herkunftsregion dar.
Laut Projektleiter DI Hermann Katz hat sich gezeigt, dass es nicht ausreicht, nur ein analytisches Verfahren für die Zuordnung der Öle zu verwenden, weil damit die Herkunft nur mit rund 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit bestimmt werden kann.
Steirisches Kernöl wissenschaftlich untersucht
„Unser Ansatz war, drei methodisch unterschiedliche Analyseverfahren für die chemische Charakterisierung von Kernölen so zu kombinieren, dass die Sicherheit der Klassifikation bei rund 95 Prozent liegt. Die Herausforderung bestand darin, ein geeignetes statistisches Modell festzulegen, das die einzelnen Untersuchungsergebnisse zu einer Endaussage kombiniert und so eine genaue Klassifikation von Kernölen zulässt“.
Das Team rund um Dipl. Chem. Dr. Albrecht Leis definierte im Laborzentrum der JOANNEUM RESEARCH, Institut RESOURCES, gemeinsam mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Graz eine Kombination von drei Analyseverfahren, die für die vorliegende Problemstellung geeignet sind. Kombiniert werden
- a) die Bestimmung der isotopischen Signaturen der Elemente Wasserstoff und Kohlenstoff aus den Kürbiskernölen
- b) Bestimmung des Profils der Seltenen Erdelemente (SEE) in Öl- und Bodenproben aus unterschiedlichen Teilen des Anbaugebietes und
- c) die Analyse von 1H Kernresonanzspektren (1H NMR) der Kürbiskernöle.
Ökonomische Untersuchungen
Die beste Klassifikation konnte mit allen drei Variablengruppen erzielt werden. Da jedoch die Untersuchung der Seltenen Erden relativ aufwendig und dementsprechend teuer ist, wurde außerdem versucht, eine möglichst ökonomische Methodenkombination mit ausreichend hoher Treffsicherheit zu finden.
Als wirtschaftlich beste Variante konnte für Kernöl eine Kombination von Isotopenanalytik und Kernspinresonanzspektroskopie identifiziert werden“, erklärt Katz. Interessant sind solche kombinierten Klassifikationsmodelle für Unternehmen der Lebensmittelbranche, die sich mit Qualitätsprodukten aus bestimmten Regionen beschäftigen. Die Kombination aussagekräftiger analytischer Methoden mit statistischen Verfahren ist auch für andere pflanzlichen Lebensmitteln gut geeignet.
Über JOANNEUM RESEARCH – die steirische Forschungsgesellschaft
Die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH entwickelt Lösungen und Technologien für Wirtschaft und Industrie in einem breiten Branchenspektrum. Rund 430 Mitarbeiter betreiben Spitzenforschung auf internationalem Niveau an den Standorten Graz, Wien, Weiz, Hartberg, Niklasdorf und Leoben.
Aktuell arbeitet das Team unter anderem an der Analyse von echt steirischen Äpfeln.
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Fotos: JOANNEUM RESEARCH/Ramspacher