Wenn im Frühling der Wald nach Knoblauch duftet, ist es soweit: Der Bärlauch sprießt! Ob für Pesto, Aufstriche oder Bärlauchsuppe – das würzige Wildkraut ist aus der heimischen Küche nicht mehr wegzudenken. Doch wer ihn selbst sammeln möchte, sollte genau wissen, worauf er achten muss. Denn der Bärlauch hat gefährliche Doppelgänger, die zu schweren Vergiftungen führen können.
Wann und wo wächst Bärlauch?
Die Bärlauch-Saison beginnt je nach Wetterlage schon im März, dauert aber meist nur bis in den Mai. Sobald die Pflanze zu blühen beginnt, verlieren die Blätter an Geschmack. Bärlauch wächst bevorzugt in schattigen, feuchten Laub- und Auwäldern – oft bedeckt er dort ganze Flächen.
Der wilde Bärlauch (Allium ursinum) gehört zur Familie der Lauchgewächse und ist mit Zwiebel, Knoblauch und Schnittlauch verwandt. Er wächst einzeln aus dem Boden und bildet eine Zwiebel im Boden.
Bärlauch erkennen – so schaut er aus
Damit du beim Sammeln auf der sicheren Seite bist, solltest du die Merkmale des Bärlauchs genau kennen:
- Blätter: lanzettlich, weich, am Ende spitz, mit deutlich sichtbaren parallelen Blattadern
- Farbe: Oberseite glänzend, Unterseite mattgrün
- Stiel: schmal, dreikantig, hellgrün
- Wuchs: jedes Blatt kommt einzeln aus dem Boden
- Geruch: beim Zerreiben entsteht ein typischer Knoblauchduft
Aber Achtung: Der Dufttrick ist nicht narrensicher – der Knoblauchgeruch bleibt an den Fingern haften und kann bei weiteren Pflanzenproben täuschen. Deshalb gilt: immer mehrere Merkmale heranziehen!
Die gefährlichen Doppelgänger
Beim Sammeln ist große Vorsicht geboten. Es gibt mehrere giftige Pflanzen, die dem Bärlauch ähnlich sehen – allen voran:
Maiglöckchen (Convallaria majalis)
- Wächst meist mit zwei bis drei Blättern aus einem Stiel
- Blätter glänzen auch auf der Unterseite
- Kein Knoblauchgeruch
- Enthält herzwirksame Glykoside – führt zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Herzrasen
Herbstzeitlose
- Blätter glänzen beidseitig
- Wächst oft in Gruppen
- Ebenfalls geruchlos
- Enthält das giftige Colchicin – bereits ein Blatt kann tödlich sein
Gefleckter Aronstab
- Pfeilförmige, dickere Blätter mit unregelmäßigen Blattadern
- Kein Knoblauchgeruch
- Hochgiftig
Weitere gefährliche Verwechslungspartner: Vielblütige Weißwurz (Salomonssiegel) und verwilderte Garten-Tulpen.
Tipps für sicheres Sammeln
- Pflück die Blätter einzeln – niemals ganze Büschel
- Nimm nur so viel mit, wie du wirklich brauchst – maximal eine Handvoll
- Sammle nicht in Naturschutzgebieten
- Wasche die Blätter zu Hause gründlich unter heißem Wasser
- Verarbeite den Bärlauch rasch oder friere ihn portionsweise ein
Gefahr durch Fuchsbandwurm?
Immer wieder taucht die Sorge auf, dass wilder Bärlauch mit Eiern des Fuchsbandwurms verunreinigt sein könnte. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion extrem gering. Dennoch empfiehlt es sich, die Blätter vor dem Verzehr gründlich zu waschen. Achtung: Die Eier sind unsichtbar und überstehen auch Tiefkühltemperaturen. Temperaturen ab etwa 60 °C töten sie aber ab.
Was tun bei einer Vergiftung?
Falls du oder jemand anderer doch eine giftige Pflanze erwischt habt:
- Sofort die Vergiftungsinformationszentrale (VIZ) anrufen: 01 / 406 43 43
- Keine Hausmittel geben (z. B. Milch oder Wasser)
- Kein Erbrechen auslösen!
- Wichtige Infos bereithalten: Alter, Gewicht, aufgenommene Menge, Zeit und Ort der Vergiftung
Bärlauch richtig lagern und verarbeiten
Frisch geernteter Bärlauch hält sich gekühlt nur 1–2 Tage. Wickel ihn in feuchtes Küchenpapier und lager ihn im Gemüsefach. Alternativ kannst du ihn einfrieren oder gleich zu köstlichen Spezialitäten verarbeiten:
- Bärlauchbutter: fein gehackte Blätter mit weicher Butter, etwas Zitronensaft, Salz und Pfeffer mischen
- Pesto: Bärlauch mit gerösteten Pinienkernen, Parmesan und Öl pürieren
- Bärlauchöl: Blätter in Olivenöl einlegen, mit Meersalz würzen – hält sich mehrere Monate
Tipp: Bärlauch im eigenen Garten
Du möchtest auf Nummer sicher gehen? Dann hol dir den Bärlauch einfach in den Garten! Er wächst am liebsten im Halbschatten, auf feuchten Böden, und breitet sich dort oft schnell aus.
Fazit:
Bärlauch ist ein wahres Frühlingsgeschenk – aber beim Sammeln ist Wissen gefragt. Nimm dir Zeit, lerne die Pflanze gut kennen und verlass dich nicht allein auf den Geruch. Dann steht deinem selbst gepflückten Bärlauchgenuss nichts mehr im Weg!