Die Adventzeit, die Zeit der Stille und des Wartens auf den Heiligen Abend erweckt in vielen von uns Erinnerungen an die Kindheit. Sei es das Adventkranzbinden mit der Oma und das Tannenreisig dazu mit Papa aus dem Wald holen. Der Adventkalender mit seinen 24 Türchen für die Kinder, am 4. Dezember die Barbarazweige schneiden, das geheimnisvolle Räuchern gehen in den Rauhnächten oder die Herbergssuchen bei Freunden – so schön kann Brauchtum im Advent sein.
Gelebtes Brauchtum und Traditionen gehören zur Alltagskultur in Österreich und haben uns Menschen geprägt und prägen uns noch immer, besonders in der Adventzeit. Wir sind stolz auf unser Brauchtum, darum leben wir es gerne.
Inhalt
Die Zeit des Advents, eine Zeit der Vorfreude. Vor der früh hereinbrechenden Dunkelheit ziehen wir uns gerne ins Haus zurück, um die gemütlichen Winterabende im Kreise der Familie zu verbringen. Das Weihnachtsfest rückt indessen von Woche zu Woche näher.
Adventsonntage 2024
- 1. Advent: 1. Dezember 2024
- 2. Advent: 8. Dezember 2024
- 3. Advent: 15. Dezember 2024
- 4. Advent: 22. Dezember 2024
Was die Adventzeit ursprünglich war
Im Advent Brauchtum verschmelzen heidnische und frühchristliche Einflüsse. Anfänglich feierten unsere heidnischen Vorfahren um diese Zeit die Wintersonnenwende. Die freudige Erwartung des wieder aufsteigenden Lichtes war der Sinn des Festes. Sowie das Erwachen der Natur, mit der sie sich eng verbunden fühlten. Schon damals nahmen sie immergrüne Zweige mit in die Häuser.
Erste Spuren finden sich im Abendland um 680 nach Christi. Bereits zu dieser Zeit wiesen Prediger die Menschen darauf hin, sich in stiller Weise auf Weihnachten vorzubereiten. Die Dauer der Adventzeit war sehr unterschiedlich. Sie schwankte zwischen zwei und sieben Sonntagen. Gregor der Große legte im 7. Jahrhundert die Adventzeit auf vier Sonntage fest.
Woher der Adventkranz kommt
Die vier Kerzen am Kranz sollen vor allem den Kindern die Zeit bis zum Heiligen Abend verkürzen. So war es auch in seiner Entstehung gedacht. Nach der nie aufhörenden Frage der Kinder im sogenannten Rauhen Haus (Waisenhaus in Hamburg) 1839: „Wann ist denn endlich Weihnachten?“ baute der Theologe Johann Hinrich Wichern für seine Schützlinge den ersten Adventkranz. Es war ein altes Wagenrad mit vielen Kerzen, damit markierte er die Tage vom ersten Advent bis zum Heiligen Abend. Es waren 19 kleine rote Kerzen für die Werkstage und vier dicke weiße Kerzen für die Sonntage. Die Kinder hörten auf zu fragen und lernten somit auch das Zählen.
Aus dem traditionellen Wichernschen Adventskranz hat sich – vor allem auch aus praktischen Gründen – der Adventkranz mit vier Kerzen entwickelt. Der Mariazeller Adventkranz erinnert noch an die ursprüngliche Kerzengestaltung.
Schließlich wurde im Jahr 1860 erstmals ein Holzreifen mit Tannenreisig umwickelt. Das Grün mit dem Kerzenlicht symbolisiert Hoffnung mitten im trüben, kalten Winter. Zusätzlich werden die nacheinander angezündeten Kerzen häufig als Zeichen für die Zunahme des Lichts gedeutet, das damit die Menschwerdung Jesu erwartet wird. Vor allem in katholischen Gegenden haben die Kerzen auf dem Adventkranz die liturgischen Farben für die Adventssonntage. Das bedeutet, es leuchten drei violette Kerzen und eine rosafarbene Kerze am dritten Advent.
Bis der Adventkranz als schöner Weihnachtsbrauch bei uns ankam, verging rund ein Jahrhundert. Die Innovatoren waren bündische Jugendbewegungen der Zwischenkriegszeit. Der Klosterneuburger Liturgiker Pius Parsch (1884-1954), der 1950 das Werkbuch „Adventabend“ schrieb, empfahl rote oder gelbe Kerzen und ein violettes Band als Schmuck.
Heute ist ein Adventkranz in unseren Wohnungen angekommen, in verschiedensten Gestaltungsrichtungen. Viele binden ihren Kranz jedes Jahr selbst. In manchen Gegenden ist ein gemeinsames Binden in gemütlicher Runde zur Tradition im Advent geworden.
Adventkalender mit 24 Türchen
Ähnlich wie die Entstehungsgeschichte des Adventkranzes ist die, des Adventkalenders. Er soll im 19. Jahrhundert entstanden sein und mit jedem Öffnen der 24 Türchen, die Wartezeit der Kinder auf das Christkind erleichtern. Den Vorläufer des heutigen Adventkalenders erfand eine Mutter in Deutschland, die jeden Tag ein Bild an die Wand hing. Beim 24. wussten die Kinder – es ist Heiliger Abend.
Wie viele Adventbräuche kommt auch der Adventkalender aus dem evangelischen Umfeld. Der erste selbstgebastelte Adventskalender stammt aus dem Jahre 1851. Der erste gedruckte Adventskalender wurde 1908 vom Verleger und Pfarrersohn Gerhard Lang aus Maulbronn in Württemberg hergestellt. 24 Kalenderbilder mussten vorher ausgeschnitten und in die passenden Rechtecke eines Pappkartons geklebt werden. Die Adventkalender mit Türchen erschienen um das Jahr 1920 herum. Übrigens, der beliebte Kalender mit Schokolade gefüllt kam um 1960 in die Kaufhausregale.
Barbarazweige schneiden am 4. Dezember
Blühende Barbarazweige verheißen eine gute Zukunft und waren zu Omas-Jugendzeiten ein wichtiges Liebesorakel. Am Tag der hl. Barbara werden vor dem Sonnenaufgang als vorweihnachtlicher Brauch Zweige vom Kirschbaum geschnitten, gewässert und an einem warmen Platz gestellt. In manchen Regionen bekam jeder Zweig ein Namenskärtchen mit den Verehrern der jungen Frau. Blühte der Zweig nicht auf, dann war alles klar. Bei einem blühenden Zweig war die Hoffnung groß für den richtigen „Schatz“.
In Bauernhöfen mit vielen Töchtern im heiratsfähigen Alter, bekam jede einen Zweig. Blühte dieser am 24. Dezember, dann stand im nächsten Jahr eine Hochzeit ins Haus. Auch glaubte man, je mehr Blüten am Christtag erschienen, umso üppiger falle die Ernte aus und der Familie besonderes Glück erfährt. Heute erfreut man sich der weißen Blüten, in der dunklen und kalten Jahreszeit.
Ein Weihnachtsbrauch sind auch die jährlichen Barbarafeiern. Als Schutzpatronin der Bergleute wird am 4. Dezember an sie gedacht, nach der hl. Messe kommt es zu einem gemütlichen Beisammensein der Bergleute, wie in Ölbarn, in Lassing, Eisenerz, in den Salzwelten oder im Sölktal.
Ein Mistelzweig bringt Glück
Ein Weihnachtsbrauch aus England. Wenn sich eine Paar unter einem Mistelzweig küsst, dann hält die Liebe ewig. Heute ist es Tradition die Häuser mit Mistelzweigen zu schmücken. Besonders beliebt sind die schönen, immergrünen Mistelkronen oberhalb der Haustüre.
Schon vor tausenden Jahren schrieben Kelten, Germanen, Griechen und Römer der faszinierenden Pflanze heilende Wirkung zu. Es gibt viele Geschichten und Mythen um die immergrünen Zweige, die im Winter giftige weiße Beeren bekommen. Da sie zwischen Himmel und Erde leben und niemals den Erdboden berühren, faszinieren sie die Menschen seit jeher. Man sagt ihnen auch mystische Kräfte nach.
Laut der Sage nach ist die Mistel die heilige Pflanze der Liebesgöttin Frigga. Ihr Sohn wurde durch eine Pfeilspitze, die durch eine Mistelkrone drang, getötet. Es heißt, dass alle Tränen, die Frigga vergoss, sich in die weißen Beeren der Mistel verwandeln.
Jedenfalls ein schöner Weihnachtsbrauch für alle Liebenden, auch noch heute.
Die 12 Rauhnächte
Zwischen 21.12, der Thomasnacht und den 5.1., der Dreikönigsnacht liegen die 12 Raunächte. Sie markieren den Jahreswechsel. Zugleich wurde ihnen eine geheimnisvolle Bedeutung für die Zukunft zugewiesen.
Der Name hat möglicherweise zwei Ursprünge, entweder die mittelhochdeutschen Bezeichnung »rûch« (neuhochdeutsch: haarig) aus und bezieht sich dabei auf die Darstellung der Dämonen, welche in dieser Nacht umherirren sollen. Oder, dass sich das Wort von Rauch/räuchern ableitet. Damit erklärt sich auch der Brauch des Räucherns in dieser Zeit.
In den ländlichen Gegenden gibt diesen Weihnachtsbrauch noch heute. Durch das Räuchern sollen die bösen Geister und Dämonen vertrieben werden und Haus und Hof samt seiner Bewohner vor Unheil geschützt werden. In diesen Nächten wird das Haus vom Familienoberhaupt ausgeräuchert. Indem man die Glut mit Weihrauch, Palmzweigen von Ostern und Kräuter der Kräuterweihe vermischte und damit durch Haus und Stall zog, versuchte man Unheil abzuhalten.
Auch an die Tiere im Stall wird gedacht, sie bekommen sogenannte geweihte „Maulgaben“ mit Salz, es soll vor Unheil und Krankheit schützen.
Ein Weihnachtsbrauch, der auch noch in der Gegenwart gelebt wird – ist das Wäsche aufhängen: An den vier wichtigsten Rauhnächten, die Nacht des 21.12. (Thomasnacht), des 24.12. (Christnacht), des 31.12. (Silvesternacht) und des 5.1. (Dreikönigsnacht) darf keine Wäsche gewaschen werden. So kann Unglück, Tod und Leid von Hof und Stall abgewehrt werden.
Herbergssuche zu Weihnachten
„Wer klopfet an…“ Bräuche, die in vielen Teilen Österreichs sehr bekannt sind – sollen an die Herbergssuche von Maria und Josef erinnern.
Traditionell beginnt es neun Tage vor Weihnachten. Meist ist es eine Statue oder ein Bild der Muttergottes, die beim Herbergssuchen von Haus zu Haus getragen wird, daher auch der Name „Frauentragen“. Bei der Übergabe von einer Familie zur anderen findet eine kleine Feier statt, bei der gemeinsam in gemütlicher Runde Adventlieder gesungen und gebetet wird. Die Gläubigen sollten die Heilige Familie – im wörtlichen Sinn – bei sich aufnehmen.
Eine weitere Form der Herbergssuche ist das Nachspielen der Herbergssuche in Form eines Wechselgesang. Zwei Kinder oder Erwachsene schlüpfen dabei in die Rollen von Maria und Josef, während eine weitere Person oder ein älteres Kind den sie ablehnenden Wirt spielt. Häufig bildet das bekannte Lied Wer klopfet an? den Rahmen.
Die heutigen Formen der Herbergssuche haben ihren Ursprung in den mittelalterlichen Weihnachtsspielen im 16. Jahrhundert, die vor allem von den Jesuiten weitergetragen und verbreitet wurden.
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