Wer Bio will, muss auch Bio kaufen. Bio-Lebensmittel erfreuen sich weiterhin größter Beliebtheit. Durch die stetig steigende Nachfrage ist der biologische Landbau in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Bestandteil der steirischen Landwirtschaft geworden. Für viele KonsumentInnen sind Bio-Lebensmittel nicht mehr wegzudenken. Im Einzelhandel floriert der Verkauf von Bio-Produkten.
Drei Produktionssparten sind besonders gefragt: Im Bio-Ackerbau werden vorwiegend Flächen für Speise- und Futterleguminosen gesucht, in der Bio-Schweinehaltung ist die Nachfrage so hoch, dass österreichweit jährlich 30 – 40 neue Bio-Betriebe benötigt werden und in der steirischen Direktvermarktung gibt es derzeit circa 650 Betriebe, der Markt würde jedoch ein Wachstum von 20% gut vertragen.
Corona hat der Nachfrage nach Bio einen Turbo verliehen
- Im ersten Halbjahr 2021 hat ein Haushalt durchschnittlich 113 Euro für Bio-Produkte im Lebensmittelhandel ausgegeben, im ersten Halbjahr 2020 waren es rund 98 Euro.
- Besonders bio-affin sind ältere Familien und junge Familien mit Kindern. Sie kauften deutlich mehr Bio-Lebensmittel ein als der Durchschnitt.
- Ältere Familien gaben im 1. Halbjahr 195 Euro aus, junge Familien mit einem Kind 160 Euro.
Besonders Potenzial für Bio-Gemüse und Bio-Schweine
Das Angebot an Bio-Milch, Bio-Geflügel, Bio-Eiern und Bio-Rindfleisch ist laut Maria Pein, Vizepräsidentin LK Steiermark, leicht gewachsen. Besonderes Potenzial habe aber Bio-Gemüse vom Direktvermarkter und Bio-Schweine. Daher wird die Schweinevermarktungsgemeinschaft Styriabrid die Vermarktung von Bio-Schweinen weiter ausbauen. Wöchentlich könnten derzeit 250 Bio-Schweine mit steigender Tendenz zusätzlich vermarktet werden. In Österreich könnten jährlich 30 bis 40 Betriebe in die Bio-Schweinehaltung einsteigen.
Bremsend für den Ausbau der Bio-Schweinehaltung und beim Bau von Tierwohlställen wirkt derzeit das Bau- und Raumordnungsgesetz, weil sie in der Regel einen Auslauf haben. Dies führt leider meist von vornherein zu Standortkonflikten.
so die Vizepräsidentin. Einen Ausweg sieht sie darin, vereinfachte Bauverfahren zu ermöglichen. Bio-Schweinehaltung bedeute für die Bauern stabile Jahrespreise, teurere Futtermittel, ein deutlicher Mehraufwand und erheblich höhere Investitionskosten. Das sei auch im Endverbraucherpreis spürbar, der je nach Teilstück zwischen 12 und 25 Euro liegt.
Im Ackerbau werden laut Bio Ernte Steiermark 50 bis 70 neue Bio-Betriebe benötigt, die den wachsenden Bedarf an Futter- und Speiseleguminosen decken. In der Direktvermarktung von biologischen Lebensmitteln braucht es einen Zuwachs an Betrieben von 20%, um den Bedarf weiterhin zu decken.
Mit der Errichtung des Bio-Kompetenzzentrums am Grottenhof und den vielfältigen unterstützenden Maßnahmen für Biobauern will die Steiermark weiterhin den Weg für eine erfolgreiche, nachhaltige und biologische Landwirtschaft bereiten.
20 Minuten von Graz entfernt liegt der „pur Naturhof“ der Familie Donnerer (rechts im Bild). Auf dem ehemals reinen Obstbaubetrieb leben mittlerweile zwischen den Obstgärten rund 100 Bio-Freilandschweine, die dank speziellen Erdställen das ganze Jahr im Freien verbringen können. Gefüttert werden die eigenen Bio-Schweine nur mit Erbsen, Ackerbohnen und Getreide. Auf die Verfütterung von Mais wird bewusst verzichtet. Bei der Verarbeitung des eigenen Bio-Fleischs kommt kein Pökelsalz zum Einsatz. Die Bio-Gewürzmischungen für die Wurstherstellung werden selber zubereitet.
Obstbauer Fritz Prem (links im Bild) aus dem oststeirischen Kaindorf hält Legehennen, die das ganze Jahr auf einem Teil der 15 ha großen Apfelplantage leben. Ihm geht es auch darum, die Tierhaltung wieder zurück auf den Hof zu bringen und so die Biodiversität zu erhöhen. Ausschlaggebend war für ihn eine Studie, die belegt, dass Hühner Schädlinge wie Apfelwickler, Sägewespe oder Kirschfruchtfliege reduzieren können. Diese überwintern im Falllaub unter den Bäumen und werden von den Hennen vertilgt. „Nutztiere haben aber auch einen Einfluss auf das gesamte Biom in der Obstplantage“, ist Fritz Prem überzeugt. Derzeit stehen zwei kleine Mobilställe als Prototypen in der Apfelanlage. Die beiden Stallungen hat der Landwirt aus Altmaterial selbst gebaut, sie bieten jeweils 40 Hennen Platz. Da die Legeleistung nicht im Vordergrund steht, verwendet Fritz Prem Nachnutzungshühner und bezieht zur Fütterung Bio-Ausputzgetreide von einer Mühle. In einem Forschungsprojekt wird aktuell am Betrieb der Einfluss der Hühnerhaltung auf Schädlingspopulationen in Obstanlagen untersucht. Wenn das System funktioniert, möchte Prem das Projekt auf den gesamten Betrieb ausweiten.
Veröffentlicht am 16. Oktober 2021, Fotos: © Johannes Pelleter