Wenn es draußen kalt und finster wird, drinnen aber warm und gemütlich ist, erinnern wir uns gerne an den Advent und die lang ersehnten, geheimnisvollen Weihnachtsfeste unserer Kindheit zurück, aus denen bestimmte Gerüche, Empfindungen aber auch Klänge nicht wegzudenken waren. Das wollen wir dann wiederhaben – für uns selbst, vielleicht aber auch für unsere Freunde und Familie, für unsere Kinder und Enkelkinder. Und dann möchten wir sie auch wieder anstimmen, die Weihnachtslieder der Kindheit, die von Schnee, Glocken und Tannenbäumen, vom rauhen Winter, eröffneten Himmelstoren und der stillen Nacht singen.
Die Melodien sind uns vielfach noch vertraut, schließlich sind sie meist tief in uns eingeschrieben. Die Texte aber – zumindest ab der zweiten Strophe –, die sind oft schon in Vergessenheit geraten. Und so versickert ein freudig angestimmtes Lied manchmal schon nach wenigen Takten. Das soll aber nicht so sein, und deshalb muss hier Abhilfe geschafft werden. Dachten sich vor 30 Jahren Helmut Strobl, engagierter Grazer Kulturstadtrat, und Hermann Härtel, innovativer Leiter des Steirischen Volksliedwerks.
Die Idee zum „Büro für Weihnachtslieder“
Es war, wie sie später erzählten, eine „Schnapsidee“ – es mag vielleicht auch Wein oder Bier im Spiel gewesen sein, auf jeden Fall wurde ungezwungen spintisiert. Heraus kam die Idee eines „Büros für Weihnachtslieder“: Im Advent sollte, als Zusatzeinrichtung zum ganzjährig tätigen Liederdienst des damals in der Paulustorgasse (ab)gelegenen Steirischen Volksliedwerks, ein kleines Büro in der Grazer Innenstadt eingerichtet werden, leicht für alle zwischen zwei Weihnachtseinkäufen erreichbar. In diesem liegen Liederblätter mit den rund ein Dutzend gängigsten Weihnachtsliedern von „Alle Jahre wieder“ bis „Stille Nacht“ auf, die gegen eine freiwillige Spende auch in größerer Stückzahl abgegeben werden, damit beim gemeinsamen Singen alle das gleiche Heft in Händen haben. Dazu gibt es eine kleine Bibliothek, mit deren Hilfe auch Anfragen nach weniger bekannten Lieder, Instrumentalstücken und Texten beantwortet werden können.
Diese Idee wurde erstmals 1991 in die Tat umgesetzt, Quartier bezogen wurde damals im Stadtmuseum in der Sackstraße. Es folgten weitere „Herbergen“, unter anderem am Hauptplatz, im Landhaushof, an zwei Standorten in der Herrengasse und einmal sogar im Citypark.
Seit das Steirische Volksliedwerk 2008 in die Sporgasse 23 übersiedelt ist, ist das Büro für Weihnachtslieder im Steirischen Heimatwerk zu Gast, das im selben Haus untergebracht ist. Das erleichtert die Arbeit, zudem ist für Strom, Heizung und WLAN gesorgt, was in den Jahren davor nicht immer der Fall (und es deswegen manchmal eher ungemütlich) war …
Liederblätter mit bekannten Weihnachtsliedern
Seit 30 Jahren gleich geblieben ist aber die Tätigkeit des Weihnachtsliederbüros: Liederblätter werden verteilt und Wünsche nach einzelnen Liedern, Gedichten, Geschichten, Instrumentalnoten, Krippenspielen, Brauchbeschreibungen etc. erfüllt. Zudem gibt es einen kleinen Shop mit vor allem weihnachtlichen CDs, Noten und Büchern. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher wie auch der Anfragen über Telefon, Brief und Email ist seit 1991 ständig gestiegen. In den vergangenen Jahren wurde das Weihnachtsliederbüro rund 1.500 Mal pro Saison kontaktiert. Zudem wurden zehntausende Liederblätter mit den bekanntesten Weihnachtsliedern ausgegeben, die vor ein paar Jahren von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Steirischen Volksliedwerks auch auf eine CD zum Anhören und Mitsingen aufgenommen wurden.
Dieses weltweit einzigartige Büro für Weihnachtslieder stößt auch heute noch weit über Graz und Österreich hinaus auf ein reges Publikums- wie auch Medieninteresse. In den vergangenen Jahren gab es über diese außergewöhnliche – und für so manchen freilich auch kuriose – Institution unzählige Zeitungsartikel, Fernseh- und Radioberichte im In- und Ausland. Die Idee, musikalische Eigeninitiativen zu fördern und allen, die sich musikalisch betätigen und selbst aktiv werden wollen, die nötige Unterstützung zu geben, ist somit aufgegangen.
Viele Besucherinnen und Besucher kommen jedes Jahr wieder, um sich neue Liederblätter – die alten verschwinden einfach von Zeit zu Zeit – oder auch einmal neue Lieder und Texte zu holen. Besonders bei denen, die schon jahrelang nach einem bestimmten Lied (meist aus ihrer Kindheit) suchen, ist die Freude groß, wenn wir diesen Wunsch erfüllen können. Und das kann das Büro für Weihnachtslieder aufgrund von viel Erfahrung, einer mittlerweile großen Weihnachtsbibliothek und einer österreichweiten Datenbank fast immer.
Besonderes zum 30. Geburtstag: Tägliche Videos
Zum 30. Geburtstag hat sich das Büro für Weihnachtslieder etwas einfallen lassen: Beginnend mit der Eröffnung des Büros für Weihnachtslieder am 26. November, werden täglich bis zum 24. Dezember ein Video auf der eigenen Homepage und auf Facebook veröffentlicht. Darauf zu sehen und hören ist eines der 29 Weihnachtslieder aus dem Heft Alle Jahre wieder. Gesungen wird es von Menschen, die das Büro seit Jahren unterstützen und begleiten, vom treuen Besucher bis hin zum Landeshauptmann. Diese Videos sollen auch zum Mitsingen einladen, denn die Anregung zum Selbertun – und vor allem die Freude daran – ist ein großes Anliegen. Nicht nur zu Weihnachten.
Foto: STVLW / Unterrainer
eine sehr gute Idee. Als Anregung könnte man vielleicht mit einer App zusammenarbeiten. Wie z. bsp. yousician. Die App ist super toll. Aber es fehlen die Weihnachtslieder zum üben. Mit vielleicht einfachen Noten für Gitarre, Flöte usw. Also einfach gehalten. Vielen Dank fürs lesen!